Demokratiebildung im Strafvollzug: Workshop ermöglicht inhaftierten Jugendlichen politische Teilhabe

LAUFEN / BGL – Bereits zum dritten Mal fand das Projekt „Wir sind hier – demokratische Teilhabe“ in der Justizvollzugsanstalt Laufen/Lebenau statt. Der Kurs vermittelt Grundlagen über Demokratie und Menschenrechte, bietet Gelegenheit, die eigenen Interessen selbstbestimmt einzubringen und praktische demokratische Verfahren kennenzulernen.
Am Bildungsprojekt der Volkshochschule Rupertiwinkel in Kooperation mit der Kommunalen Jugendpflege BGL nahmen acht junge inhaftierte Menschen teil. An fünf vollen Wochenendtagen wurde gelernt, diskutiert und kreativ gearbeitet.
Als Grundlage wird sich im ersten Teil dem heutigen Demokratiesveständnis angenähert. Unter der Moderation von Sozialarbeiter A. Lindner arbeitete sich die Gruppe von den eigenen Grundwerten und Moralvorstellungen zu unserem geltenden Grundgesetz und darüber hinaus zu den Menschenrechten der Vereinten Nationen vor.

Ein Schlüsselelement des Workshops war dann im zweiten Teil die Möglichkeit für die jungen Menschen, Schwerpunktthemen aus den eigenen Interessen herauszuarbeiten und in einem demokratischen Verfahren auszuwählen. Die Entscheidung der Gruppe fiel auf die hochaktuellen Themen Drogenpolitik und Polizeigewalt.

Aufgrund der aktuellen bundespolitischen Entwicklungen in der Drogenpolitik ist diese natürlich nicht zuletzt auch im Strafvollzug ein Thema. Die Teilnehmer zeigen dabei großes Interesse die Entwicklungen kontrovers zu hinterfragen. Das Thema wurde abschließend mit einer vorbereiteten Gruppendebatte über die Vor- und Nachteile einer Drogenlegalisierung behandelt.

Die Thematik Polizeigewalt war aufgrund von eigenen Erfahrungen, sowie internationaler Ereignisse wie dem Fall von George Floyd (2020) für die Gruppe von Interesse. Hierbei wurde den Teilnehmern der Grundsatz der Gewaltenteilung und der Kotrollfunktion durch freie Medien vermittelt. Die Diskussionen der Gruppe zu dem Thema waren intensiv und reflektierten das Bedürfnis der Teilnehmer die Machtstrukturen in einer Demokratie verstehen zu wollen.

Der Workshop endete mit einer kreativen Aktion der demokratischen Mitbestimmung. Die Teilnehmer beteiligten sich am „Briefmarathon – Write for Rights“ von Amnesty International, wobei sie sich mit einem Fall von Polizeigewalt in Brasilien auseinandersetzten. Die Aktion beinhaltete das Malen eines Solidaritätsplakats (siehe Foto), das Unterzeichnen eines Appellbriefes an die brasilianische Politik und das Verfassen eines persönlichen Briefes
an die Hinterbliebene Mutter des Betroffenen.

Die besondere Bedeutung dieser Aktion liegt in der Sensibilisierung für Polizeigewalt in Ländern mit schwächeren demokratischen Strukturen als in Deutschland. Der Workshop betonte nicht nur politische Bildung, sondern auch die Möglichkeit für inhaftierte Jugendliche, aktiv an gesellschaftlichen Diskursen teilzunehmen. Insgesamt verdeutlichte der Workshop „Wir sind hier – demokratische Teilhabe“ die Bedeutung von politischer Bildung als Werkzeug für persönliche Entwicklung und gesellschaftlichen Wandel.

Pressemitteilung zum VHS-Workshop „Wir sind hier – Demokratische Teilhabe“ In der JVA Laufen Lebenau im November 2023